info
Hier erfahren Sie Wissenswertes über den Hintergund der Plattform SPRACHFORM, welche ursprünglich im Rahmen der Bachelorarbeit von Soraya Koefer in Visueller Kommunikation (2022) enstanden ist.

NUTZUNG: Bitte Navigation links immer schliessen und sicherstellen, dass alle Audios ab sind, bevor das nächste geöffnet wird. Die linke und rechte Seite des Bildschirms sind scrollbar, wenn sich mehr Inhalt darin verbirgt.

Sie möchten ebenfalls einen Text einsenden und ihn auf dieser Seite visualisiert sehen? – Senden Sie den Text inkl. Audioaufnahme in guter Qualität an: soraya.koefer@gmail.com mit dem Betreff "SPRACHFORM TEXTEINSENDUNG".

Bitte halten Sie sich bei der Einsendung an folgende Regeln:

Inhaltlich ist Ihnen überlassen, um was sich der Text handelt (Rassistische, antisemitische, sexistische, homophobe ableistische Texte werden keinesfalls akzeptiert und tolleriert und ohne Zögern aussortiert).

Max. 2min

Experimentieren Sie in der Aussprache! Bauen Sie verschiedene Lautstärken, Dehnlaute und Pausen ein, um den Text visuell spannender zu gestalten!

Durch mein privates Umfeld komme ich immer wieder mit der Schweizer SpokenWord-Szene in Kontakt. Sprache und Schrift stehen auch dort in stetigem Wechselspiel, doch für mich stellte sich die Frage, wie man sie effizienter zusammenbringen kann. Im letzten Semester vor der Bachelor-Arbeit versuchte ich dieser Schnittstelle ein wenig näher zu kommen und gestaltete ein Zeichenerweiterungssystem einer bestehenden Schrift, welches Dehnlaute visualisieren kann. Dieses nutzte ich als Ausgangslage für meine Bachelor-Arbeit, um mich noch tiefer dem Thema und dieser Schnittstelle von Sprache und Schrift zu widmen.

Anhand von phonetischen Analysen konnte ich Parameter festlegen, zu denen ich anschliessend mithilfe von typografischen Untersuchungen versuchte, Sprache nebst den Dehnlauten noch umfassender zu visualisieren, ähnlich einem Partitur-System, nur für das gesprochene Wort. Diese Parameter finden sich in angewendeter Form, eingebettet ins Schriftbild, auf einem Prototyp einer Online-Plattform wieder, die es Sprachschaffenden und Sprachliebhabenden ermöglicht, Texte nicht nur durch Audioaufnahmen, sondern auch visuell zu teilen. Die Plattform kann vor Ort, wo Sprache entsteht, gebraucht und die Texte durch ein live-Druckverfahren auch gleich ausgedruckt werden. Die Prozessdokumentation ist in zwei Teile aufgeteilt. Die analogen Teile, genauer die Parameter, die typografischen Untersuchungen sowie Drucktests und die kulturgeschichtliche Thesis sind analog in Buchform dokumentiert. Die digitalen Teile, bzw. alles was Audio und Bewegtbild enthält sind online hier auf dieser Seite abrufbar.

Keine analoge Version zur Hand? – PDF der analogen Erweiterung auch hier abrufbar.




Im Sprachanalyseprogramm Praat habe ich div. Untersuchungen an den Audiodateien vorgenommen. Manuell habe ich die Audiodatei transkribiert und so einen Datensatz erhalten, auf welchem Zeit, Lautstärke etc. ablesbar waren. Diese habe ich dann als Pausen und Texte identifiziert und ausgerechnet, wie lange jedes Intervall dauerte.

Der Satz: "Wie wir Worte sprechen" auf 11 verschiedene Arten.

Aus diesen Analysen enstanden ebenfalls meine Parameter, die ich für die typografische Untersuchung brauchte. Dafür nutzte ich den Text Edamame von Valerio Moser. (Mehr dazu in der analogen Prozessdokumentation)

Nach der Transkription von Audio zu Text, bzw. Daten habe ich die Texte anschliessend mit einfachen Variablen der Datenvisualisierung wieder zu Sätzen zusammengebaut, um die Messungen visuell greifbar zu machen. Dies gab mir einen ersten Anhaltspunkt, wie das Audio sich visuell verändert.

Der Satz: "Wie wir Worte sprechen" auf 11 verschiedene Arten.

Segmentierung des Textes, Verhalten auf Zeit, Veränderung der Lautstärke.



Am Anfang des Projektes stand die Frage im Raum, ob ich mein Zeichenerweiterungssystem aus dem letzten Semester vor der Bachelor Arbeit, welches die Dehnlaute darstellt, als Variable Font umprogrammieren sollte. Die Idee war, eine Stufenlose Darstellung der Zeichen, für den Live-Sprachinput.




Auch für die Darstellung der Tonhöhe (Siehe analoge Prozessdokumentation) habe ich versucht eine Variable Font-Lösung zu erstellen.

Es blieb bei Versuchen.

Veränderung der typografischen Parameter und grammatikalischen Parameter.

Die typografischen Untersuchungen dazu und deren Herleitung sind in der analogen Prozessdokumentation zu finden.

Die Plattform entstand aus dem Gedanken heraus, eine Möglichkeit für Sprachschaffende und Sprachliebhabende zu erschaffen, wo sie Texte nicht nur auf eine Art "konsumieren" können, sondern sowohl in schriftlicher Form als auch durch Audioaufnahmen. Sie sollten die Möglichkeit haben, meine typografischen Parameter auf ihre eigenen Texte anwenden zu können, um für sich so eine Art von Tool zu haben, Texte schnell und unkompliziert vom gesprochenen Wort in eine schriftliche Form bringen zu können.

Die Texte sollten ursprünglich direkt in die Plattform eingesprochen werden können. Ein Code für die Spracherfassung sollte dann den Text aufnehmen und gleich in eine schriftliche Form umwandeln. Diesen sollten die Nutzer:innen dann anhand meiner typografischen Parametern so modifizieren können, dass sie für sie eine geeignete Form darstellt.

Da die Texte dort auch gleich gespeichert werden, sind diese für andere Nutzer:innen zugänglich und Sprache kann auf diverse Arten geteilt werden. Da die Plattform in Echtzeitfunktion angedacht war, hätten die Nutzer:innen auch gleich die Texte live audrucken können. Dafür der Thermodrucker, da dieser in Echtzeit funktionieren würde.

Zum Konzept gehörte ursprünglich auch eine Möglichkeit der live-Projektion die bei Anlässen eingesetzt werden könnte.

Entwürfe der Plattform.

Für die Plattform habe ich einen Open Call gestartet, damit ich an Audio- und Textmaterial komme, welches ich anschliessend für den Prototypen der Plattform nutzen konnte. Die Texte sind alle jeweils von den aufgeführten Personen selber verfasst worden.
Hier sind alle verwendeten Audioaufnahmen gespeichert.


Andy Iten alias Gassenpoet (Dichter und Poetryslammer)
Weisser, vernarbter Stamm


Andy Iten alias Gassenpoet (Dichter und Poetryslammer)
Der Mond und sie


Valerio Moser (SpokenWord Poet)
Edamame


Sina Aebischer (Sprachschaffende)
Ich han Beef


Cateria John (Poetryslammerin)
Mundgeruch-Odyssee


Cateria John (Poetryslammerin)
Zigarettenrauchgespenster


Selene (Slam Poet:in)
Abfallsackdasein


Joel Dill (Sprachliebhabender)
Rollschuhe – schneller, effizienter



Wie die Plattform aktuell aussieht und funktioniert.

Die Plattform ist aktuell ein Prototyp. Texte können zwar nicht live eingesprochen, dafür aber die gesammelten Texte erforscht werden, welche ich über den Open Call erhalten habe. Diese können angehört, modifiziert und anschliessend ausgedruckt werden. Die zusätzliche Erweiterung für live-Performances habe ich im Laufe der Arbeit weggelassen, da dies selbst schon eine eigene Arbeit sein könnte. Mein Fokus lag darauf, die typografischen Parameter zu entwickeln und diese interaktiv zur Verfügung zu stellen. (Die Untersuchungen und der aktuelle Stand der Live-Anwendung können jedoch unter "Live-Anwendung der Plattform/Arbeit eingesehen werden).


Video wie die Plattform im Endeffekt aussehen/genutzt werden sollte.

Am Anfang meiner gestalterischen Thesis habe ich versucht, den Code für die Spracherkennung zu programmieren, sodass er meine Parameter auch gleich adaptiert. Leider überstieg dies meine Programmierfähigkeiten. Dennoch machte ich mir darüber Gedanken, wie das visuelle Bild des Codes aussehen würde, wenn man diesen nicht nur auf der Plattform nutzen könnte, sondern auch in einer Live-Anwendung als Beamer-Projektion für SpokenWord-Anlässe im Hintergrund.

Der Gedanke dabei war, SpokenWord-Auftritte ein wenig inklusiver gestalten zu können und auch für Personen mit einer Hörschschwäche zugänglich zu machen.



Beispiel wie der Code auf einen Sprachinput reagiert ohne jegliche tpografische Anpassungen.




Beispiel wie der Code auf einen Sprachinput reagiert mit Varianz in der Lautstärke.

Text von Caterina John (Auf dem Video)

Sprachanalyseprogramm – Praat
Code Source Spracherkennung – p5.js-speech
Schrift – Effra von Jonas Schudel

Mentoratsteam – Philipp Stamm, Viola Diehl, Benedikt Jäggi

Dank an alle die mir ihre Texte und Audiodateien zur Verfügung gestellt haben und mich während meinem Projekt unterstützt haben. Ein grosses Dankeschön an Caterina John, die mir nicht nur ihre Texte und Stimme, sondern auch ihr Gesicht für meine Arbeit hergab.

Schnittstelle Sprache/Schrift
Bachelor-Arbeit von Soraya Koefer 2022
sorayakoefer.ch

© Copyright 2022 by FHNW HGK / Soraya Köfer
Alle Rechte vorbehalten –
die Bild- und Textrechte liegen bei den Urhebern.